Juri Podoljakas Frontanalytik zum Ukraine-Krieg: Kiews Generaloffensive bei Charkow
Diese Woche wurde, wie von Juri Podoljaka schon angekündigt, durchaus ereignisreich. Kiew hat sich wirklich zu einer Generaloffensive am Frontabschnitt Charkow, Stoßrichtung Charkow-Isjum, entschieden. Damit sind russische Truppen auf dem dazwischenliegenden Territorium Stand 08. September tatsächlich in Bedrängnis geraten, der Großteil der Stadt Balakleja wurde unter schweren Kämpfen geräumt. Doch auch für diesen Vorstoß von 30 Kilometern musste die ukrainische Führung bereits Reserven in den Kampf werfen sowie ihre Truppenaufgebote in nahegelegenen Gebieten ausdünnen. Die prorussischen Truppen auf anderen Frontabschnitten wurden jedoch nicht nach Balakleja oder Isjum verlegt, sondern setzen gegebenenfalls ihre Offensivhandlungen einfach fort – mit Erfolgen, etwa bei Artjomowsk, wo sie die Ortschaft Kodema endlich vom Gegner gesäubert haben und nun an das strategisch wichtige Kurdjumowka vorgerückt sind. Auf dem Frontabschnitt Charkow ist das Aufgebot der russischen Truppen und der verbündeten Volksmilizen der beiden Donbass-Republiken also in Gefahr, eingekesselt zu werden. Doch der ausgedehnte Vorstoß des ukrainischen Militärs birgt für Kiew auch Risiken der Gegenangriffe in die Flanke oder ins Hinterland – und das scheint sich Stand 09. September (zum Zeitpunkt dieser Ausgabe noch nicht bekannt) anzubahnen: Russland verlegt Reserven aus dem eigenen tiefen Hinterland zum Charkower Frontabschnitt.
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Einigen Meldungen zufolge sind die ersten Verstärkungen bereits am Ostrand von Balakleja eingetroffen und halten die ukrainischen Truppen gerade davon ab, die Stadt in Gänze einzunehmen. Angriffe mit Raketen, Raketenartillerie und aus der Luft gegen logistische Knoten der kiewtreuen Truppen in deren Hinterland, aus denen sich ihre Offensive speist, gehen unterdessen weiter.
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Juri Podoljaka ist ein ukrainischer politischer Blogger (auf YouTube hatte sein Kanal vor der Löschung durch die Verwaltung der Plattform 2,6 Millionen Abonnenten) und Journalist aus Sumy (er wohnt seit dem Jahr 2014 im russischen Sewastopol), dessen Einsichten im Zeitraum um den Beginn der Intervention in den russischen Medien zunehmend gefragter wurden.
Seine Analytikausgaben warten mit nur wenigen Zahlen auf – dafür vermittelt er durch Arbeit mit Karten aber ein gutes Verständnis vom räumlichen Umfang der jeweiligen Entwicklungen und bietet dann und wann kurzfristige Prognosen.
An Quellen bemüht Podoljaka einerseits offen zugängliche Daten: Dies sind Meldungen von Augenzeugen in den sozialen Medien sowie Meldungen des russischen, aber auch des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Um es mit dem aktuellen Jargon der Aufklärungsdienste auszudrücken, ist Juri Podoljaka also vornehmlich ein OSINT-Analytiker. Andererseits gibt er Insiderquellen an: Neben solchen in den Volksmilizen und Sicherheitsorganen der Volksrepubliken Donezk und Lugansk seien dies solche in den ukrainischen Sicherheits- und Regierungsbehörden, die er aufgrund alter Beziehungen aus der Zeit als ukrainischer Journalist noch zu unterhalten erklärt.
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