TRAGÖDIE IN PRAGSDORF: 14-Jähriger soll sechsjährigen Joel getötet haben | WELT Stream
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Solch einen Fall hatte Olaf Hildebrandt noch nie. Der erfahrene 57-jährige Leiter der Mordkommission in Neubrandenburg zeigt sich am Dienstag stark erschüttert, als er über den gewaltsamen Tod des sechsjährigen Joel aus Pragsdorf spricht.
Das Kind wurde am 14. September «mit großer Brutalität getötet», beschreibt Hildebrandt. Er spricht von «stumpfer und spitzer Gewalt.» Der Junge wurde erstochen. Das Motiv des 14-jährigen Verdächtigen ist noch unklar.
Die Nachricht von der Festnahme des Jugendlichen, dessen Familie auch in Pragsdorf wohnt, sorgte am Dienstag erst für Erleichterung bei den Dorfbewohnern, dann für neue Fragen. «Was geht in einem Menschen vor, dass er einen Sechsjährigen tötet?», fasste es Pragsdorfs Bürgermeister Ralf Opitz zusammen.
Der 14-jährige Deutsche wurde am Dienstagvormittag in der Wohnung der Familie in Pragsdorf festgenommen. Zur Schule war er offenbar nicht mehr gegangen. Kurz danach kam er wegen des Verdachts auf Totschlag in Untersuchungshaft. Bei der Vorführung beim Haftrichter machte der 14-Jährige - wie schon vorher auch - auf Anraten seines Anwaltes keine Angaben. Der Richter bestätigte aber den «dringenden Tatverdacht», wie eine Sprecherin des Amtsgerichtes sagte.
Der Sechsjährige war am 14. September mit zwei Geschwistern zum Spielen ins Dorf gegangen, wo sie den 14-Jährigen trafen, sagte der Ermittler Olaf Hildebrandt. Alle kannten sich aus dem dörflichen Umfeld. Joels Geschwister gingen nach Hause, so dass nur der Sechsjährige und der 14-Jährige noch da blieben.
Als der als zuverlässig geltende Junge nicht zur vereinbarten Zeit nach Hause kam, meldeten die Eltern ihn als vermisst. Abends wurde er von Feuerwehrleuten mit schwersten Stichverletzungen in einer Hecke am Bolzplatz gefunden. Er lag bewusstlos in einem Versteck, das sich die Kinder dort gebaut hatten. «Der Fundort war wohl auch der Tatort», sagte der Chefermittler. Alle Versuche, den massiv verletzten Jungen wiederzubeleben, blieben erfolglos.
Die Polizei suchte sofort mit großem Aufgebot nach der Tatwaffe, einem Messer. Schon damals war der Verdächtige Ermittlern aufgefallen. Den Polizisten wurde bekannt, dass dieser vorher durch aggressives Verhalten gegenüber Kindern in dem Ort aufgefallen war. Eine Durchsuchung in der Wohnung der Familie wegen der Tatwaffe brachte aber nicht die nötigen Beweise. Das Messer wurde später in einem Gestrüpp gefunden.
Nun führten kriminaltechnische Untersuchungen des Landeskriminalamtes zum Durchbruch, wie Oberstaatsanwalt Tim Wischmann sagte. Am Griff des Messers seien DNA-Mischspuren gefunden worden, die dem Opfer und dem Verdächtigen zugeordnet werden konnten. Zuvor hatte sich der 14-Jährige auch verdächtig gemacht, weil klar wurde, dass er der letzte Mensch war, der Joel lebend am Bolzplatz gesehen hatte und sich dann bei Befragungen in Widersprüche verstrickte, hieß es.
Das reichte dem Amtsgericht: Es erließ den Untersuchungshaftbefehl. «Das ist bei einem 14-Jährigen nicht selbstverständlich», sagte der Oberstaatsanwalt. Der Jugendliche kam in die Jugendhaftanstalt nach Neustrelitz.
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