Tausend Jahre Deutschland

Tausend Jahre Sturm über Tiefe und Tann – Talwärts sank unser Pfad oder stieg bergan. Tausend Jahre gingen Geschlecht um Geschlecht, Knechte durch fremdes, doch Herren durch deutsches Recht. Tausend Jahre wanden wir Kranz um Kranz, Kränze dem Tod oder Kränze dem festlichen Tanz. Tausendjährig der Weg, bald irr, bald gerad, Tausend Jahre ein Volk zwischen Traum und Tat! Tausend Jahre Deutschland in Trotz und Pflicht - Tausend Jahre: in jedem hielt Gott Gericht. Stürzten wir wohl im Dunkel – wir starben nicht! Immer war Sehnsucht die Straße und Ziel das Licht. Immer war Kraft wie lebendiges Bauernkorn, Immer wehte die Fahne des Glaubens vorn. Tausend Jahre war Deutschland der Hölle nah – Tausend Jahre sprach Gott zu Deutschland: Ja! Worte: Franz Lüdtke d / C / d / d / C / d / F / C / de / d / C / d / Franz Lüdtke, geboren 1882 in Bromberg und gestorben 1945 in Oranienburg, war ostdeutscher Volkstumspolitiker, der vor allem vor und in der Zeit des Nationalsozialismus als Geschichtsschreiber und Schriftsteller hervortrat. Zunächst Deutsch- und Geschichtslehrer am Königlichen Realgymnasium Brombergs wurde er später Mitarbeiter des Deutschen Historischen Instituts in Rom und ab 1913 Studienrat in Berlin. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 meldete er sich freiwillig zur Armee. Gegen den „Posener Aufstand“ im Großpolen wurde er Freiwilliger im „Grenzschutz Ost“, der gegen die Abtrennung der Ostgebiete von Deutschland und deren Übergabe an den polnischen Staat kämpfte. Als Vertriebener organisierte und unterstützte er fortan durch journalistische und schriftstellerische Tätigkeit den deutschen Volkstumskampf im Osten. „Seine Gedichte waren mit ihren zahlreichen Heimatmotiven geprägt von einem Klima der Nostalgie und des Andenkens an die Heimat, die man in der Folge des Friedensschlusses hatte verlassen müssen. Seine Romane, Novellen und Erzählungen behandeln meist historische Themen.“ Lüdtke trat 1932 der NSDAP bei, nach 1933 überführte er die deutschen Ostverbände in den nationalsozialistischen, antipolnischen „Bund deutscher Osten“, den er kurze Zeit leitete. Lüdtke machte Karriere im Dritten Reich als Hauptbereichsleiter des Außenpolitischen Amtes der NSDAP, der die deutsche Expansionspolitik als „historisch begründet“ propagierte. 1943 wurde er Ehrenbürger Brombergs, die Festrede hielt Herybert Menzel, ein junger Dichter aus Tirschtiegel. Die Anekdote zu seinem Ableben ist interessant: „Franz Lüdtke baute, nachdem er Bromberg verlassen hatte, sein Haus im nahe Berlin gelegenen Oranienburg. Er kehrte nicht mehr in den Schuldienst zurück und widmete sich neben seiner politischen Tätigkeit ausschließlich der Literatur und der Publizistik. Nach 1933 litt er an einer fortschreitenden Herzerkrankung. Trotz seiner Krankheit überlebte er den Angriff der Roten Armee auf Berlin. Als die Rote Armee Oranienburg erreicht hatte, setzten Soldaten sein Haus mit der großen und wertvollen Bibliothek in Brand, was bei ihm einen Schock auslöste. Er versuchte, die Überreste seiner Büchersammlungen zu retten und hielt Brandwache. Diese Anstrengung überstieg seine Kräfte. Franz Lüdtke starb am 30. April 1945 in Oranienburg an Erschöpfung.“ Mehr hier: Sein von der Überhöhung des eigenen Volkstums geprägtes Werk wird heute als nicht mehr zeitgemäß eingestuft. Neben patriotischer und heimatbezogener Lyrik verfaßte er auch einschlägig zeitgeistige NS-Gedichte. Letztere werden auf diesem Kanal nicht aufgearbeitet und erstere müssen immer auch in dem Kontext ihrer Zeit und der Situation der damals lebenden Protagonisten betrachtet werden. Lüdtkes Lyrik sollte als zeitbezogene Kunst verstanden werden, deren Heranziehung zu Revisionsansprüchen oder völkischem Überlegenheitsdünkel aus vielerlei Gründen heute hinfällig ist. Dieser Liedtext behandelt jedenfalls eine geschichtliche Rückschau und keinen Großmachtanspruch.
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