HERMANN HESSE - HERBSTREGEN IM TESSIN (Autorenlesung)

Dichtung von Hermann Hesse in einer Autorenlesung für den Rundfunk (Foto) etwa 1953 / Anmerkung: Wie von einem Stück Spiegelglas ein Lichtstrahl reflektiert und in einen dunkeln Raum geworfen wird, so blitzt oft mitten im Gegenwärtigen, durch eine Nichtigkeit entzündet, ein vergessenes, längst gewesenes Stückchen Leben auf, erschreckend und unheimlich. ( aus: Eine Fußreise im Herbst) O Regen, Regen im Herbst, Grau verschleierte Berge, Bäume mit müde sinkendem Spätlaub Durch beschlagene Fenster blickt Abschiedsschwer das krankende Jahr. Fröstelnd im triefenden Mantel Gehst du hinaus. Am Waldrand Tappt aus entfärbtem Laub Kröte und trunkner Salamander. Alle Wege hinab Rinnt und gurgelt unendlich Gewässer, Bleibt im Grase beim Feigenbaum In geduldigen Teichen stehn. Und vom Kirchturm im Tale Tropfen zögernde müde Glockentöne für Einen vom Dorf, Den sie begrabe
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