Gustav Mahler - Sinfonie Nr. 5 | Semyon Bychkov | WDR Sinfonieorchester
Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 5 cis-Moll, gespielt vom WDR Sinfonieorchester unter der Leitung seines damaligen Chefdirigenten Semyon Bychkov. Live aufgenommen am 18. April 2004 in der Kölner Philharmonie. Historische Aufnahme aus dem WDR Klassik-Archiv.
Gustav Mahler - Sinfonie Nr. 5 cis-Moll
00:00:00 Abteilung I - I. Trauermarsch
00:13:58 II. Stürmisch bewegt
00:29:47 Abteilung II - III. Scherzo
00:47:58 Abteilung III - IV. Adagietto
00:57:30 V. Rondo-finale
WDR Sinfonieorchester
Semyon Bychkov, Leitung
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○ Werkeinführung
“Meine 5. Sinfonie ist ein verfluchtes Werk. Niemand kapiert sie.“ So frustriert kommentierte Gustav Mahler die Aufführung seines neuesten Werks 1905 in Hamburg, wo er als ehemaliger Operndirektor doch eigentlich auf eine treue Fangemeinde zählen konnte. Und auch ein italienischer Kopist, der die Partitur für ein kurz darauf angesetztes Konzert in Triest abschrieb und dabei zahlreiche Änderungswünsche des Komponisten einarbeiten musste, kritzelte genervt “La sinfonia maledetta“ aufs Deckblatt.
Diese Äußerungen erstaunen angesichts der Tatsache, dass die Fünfte heute zu den beliebtesten Mahler-Sinfonien zählt. Die Gründe dafür, dass sie das damalige Publikum so nachhaltig irritierte und ihren Schöpfer so viel Kraft kostete, sind auf mehreren Ebenen zu suchen. Klar ist: Diese Sinfonie hebt sich von den vier vorangegangenen deutlich ab. So verzichtete Mahler hier auf eine Gesangsstimme, durch die er seine Sinfonien Nr. 2 bis 4 mit dem Lied-Genre verschränkt hatte. Dafür legte er nun mehr Wert auf die Eigenständigkeit der einzelnen Instrumente. Mahler hielt die Einzelparts sogar für “so schwierig zu spielen, dass sie eigentlich lauter Solisten bedürften“. Der Dirigent Bruno Walter, der Mahler in Hamburg als junger Korrepetitor assistiert hatte und sich zu einem seiner engsten Freunde entwickelte, konstatierte: “Zwischen die beiden Perioden fällt eine hingebungsvolle Vertiefung in Bach. Namentlich die ’Kunst der Fuge’ war es, die einen großen Einfluss auf Mahlers kontrapunktische Arbeit nahm.“ Mahler selbst äußerte: “Unsagbar ist, was ich von Bach lerne – freilich als Kind zu seinen Füßen sitzend.“ Diese Hinwendung zur Polyphonie, zu einem dichteren kontrapunktischen Geflecht der Einzelstimmen, erforderte natürlich einen entsprechenden Umgang mit dem Orchester, den auch ein Genie wie Mahler sich erst erkämpfen musste.
Entstanden ist die Sinfonie während der Sommerferien 1901 und 1902 in Maiernigg am Wörthersee, wo Mahler gerne seinen Urlaub verbrachte, um ungestört arbeiten zu können. Am 20. August 1902 berichtete er freudig: “Endlich bin ich fertig! Die 5. Sinfonie ist also auch da.“ Doch von “fertig“ konnte keine Rede sein – wie ein Brief zeigt, den Mahler 1911, also neun Jahre später, von seiner Amerika-Tournee aus New York schreibt: “Die 5. Sinfonie habe ich fertig. Sie musste faktisch völlig uminstrumentiert werden. Es ist unfassbar, wie ich damals so völlig anfängerhaft irren konnte. Offenbar hatte mich die in den ersten vier Sinfonien erworbene Routine hier völlig im Stich gelassen – da ein neuer Stil eine neue Technik verlangte.“
(Text: Clemens Matuschek)
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