Stifters Dinge ist ein Klavierstück für fünf Klaviere ohne Pianisten, ein Theaterstück ohne Schauspieler, eine Performance ohne Performer. Vor allem ist es aber eine Einladung an die Zuschauer in einen faszinierenden Raum voller Töne und Bilder, eine poetische Einladung zum Sehen und zum Hören. Im Zentrum stehen die Dinge, die im Theater oft als Dekor oder Requisit eine nur illustrative Rolle spielen, hier aber die Protagonisten sind: der Vorhang, das Licht, die Bilder, die Geräusche, die Töne, die Stimmen, Wind und Nebel, Wasser und Eis.
Der Rand wird zur Mitte, wie bei Adalbert Stifter, der sich auf seinen literarischen Streifzügen im frühen 19. Jahrhundert hingebungsvoll den Erscheinungen am Rande des Geschehens widmet. Er richtet seine Aufmerksamkeit auf die Natur und auf Phänomene, die uns fremd und unbekannt erscheinen. Was er nicht kennt, nennt er einfach ›Ding‹ und bringt es in detaillierten Beschreibungen zum Sprechen. Dabei nimmt er sich Zeit und fordert sie von seinem Leser -- so als müsse dieser auf seinem Weg durch den Text erst einmal selbst durch den Wald, von dem die Rede ist.
Stifters Dinge knüpft an dieser Haltung an und transformiert sie in eine hochverdichtete Atmosphäre aus Bildern und Tönen. Mechanische Vorrichtungen bringen Klaviere in Bewegung, entlocken Rohren, Blechen und Steinen ungewohnte Klänge, die zu einer Musik der Dinge werden.
Die Arbeit ist eine Begegnung mit dem Fremden, mit den zugleich anziehenden und beängstigenden Kräften, derer wir nicht Herr sind. Ein Plädoyer für die Bereitschaft, andere als unsere eigenen Kriterien und Urteile als Instanz zuzulassen.
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