Zum ersten Mal wurden 1964 bei Olympischen Winterspielen zwei Springen ausgetragen:
Das erste in Seefeld an der sogenannten “kleinen“ Schanze, das zweite auf der uns allen bekannten Großschanze am Berg Isel in Innsbruck. Beide Springen wurden einzeln gewertet, so dass es auch erstmals zwei Olympiasieger im Skispringen, damals noch “Spezialsprunglauf“ genannt, gab.
Das Springen an der Schanze in Seefeld wurde vor 25000 Zuschauern ausgetragen, und war nach Ansicht aller internationalen Experten und sämtlichen Skisprungfreunden eines der schönsten in der Geschichte des Skispringens..
Doch natürlich sind es vor allem die Springer, die einen Wettkampf interessant machen, und an Spannung mangelte es sicher nicht. Dafür sorgten schon der Finne Veikko Kankkonen, ein Sportlehrer aus Lahti und Gewinner der Vierschanzentournee, und der fast gleichaltrige Norweger Torgeir Brandtzaeg. Denn gerade ihnen, den beiden haushohen Favoriten, mißlangen die ersten der damals drei Sprünge. Da zu jener Zeit die zwei besten Sprünge eines Teilnehmers in die Wertung gingen, mußten alle beide in den restlichen Durchgängen ein großes Risiko eingehen, um noch vorne mitmischen zu können.
Die Favoriten lagen also, wie gesagt, weit zurück; Veikko Kankkonen war bei 77 Metern sehr unsicher gelandet, so dass seine Haltungs-noten zwischen 9,0 und 15,0 schwankten, und Torgeir Brandtzaeg erhielt zwar bessere Noten, war jedoch schon bei 73 Metern gelandet.
Im ersten Durchgang hatte nun ein junger tschechischer Sportstudent namens Josef Matous überraschend die Führung übernommen, als er mit 80,5 Metern einen Schanzenrekord aufstellte. An zweiter Stelle lag der Norweger Toralf Engan.
Im zweiten Durchgang veränderte sich das Klassement aber bereits völlig.
Toralf Engan, im ersten Sprung auf 79 Meter gekommen, landete dieses Mal ganz weit vorne. Trotz gekürzter Anlauflänge schaffte er es auf 78,5 Meter, und es ging dreimal die 18,0 in die Wertung!
Der Wettkampf schien schon mehr oder weniger gelaufen zu sein, nachdem Josef Matous sowohl im Stil als auch in der Weite (77 Meter) deutlich hinter Engan zurückblieb
Aber dann kam als letzter Springer Veikko Kankkonen und sprang auf 80 Meter, die größte Weite dieses Durchgangs, und mit zweimal 18,5 und einmal 18,0 erreichte er auch die höchste Haltungsnote des Tages.
Engan lag zwar in der Addition der beiden Sprünge immer noch weit vorne, doch jedem an der Schanze war bewußt, dass Kankkonen jetzt wieder eine reale Siegchance hatte, sollte ihm der dritte Sprung gelingen. Auch Torgeir Brandtzaeg war nun vorn dabei, nachdem er für seinen 79 MeterSprung die zweitbeste Note des Durchgangs erhalten hatte.
Trotz einer erneuten Anlaufverkürzung kam Toralf Engan mit einem perfekten Flug auf 79 Meter. Nach diesem Sprung war klar, dass Kankkonen nur noch mit einem Traumsprung dem Norweger den Sieg streitig machen Kankonnen, der allerletzte Springer der Konkurrenz, vollbrachte das Wunder.
Obwohl sein Sprung an Eleganz nicht ganz an Engans Sprung heran-kam, erhielt er von den Wertungsrichtern dieselben Haltungsnoten bei gleicher Weite wie Engan bedeutete das den knappen Sieg vor dem Norweger und Brandtzaeg,
....................
Wieder gab es ein wundervolles, an Spannung kaum zu überbietendes Springen, und wieder waren es Kankkonen und Engan, die sich einen erbitterten Zweikampf um Gold lieferten.
Dieses Mal war der Finne der Beste im ersten Durchgang gewesen, als es auf Engans hervorragenden Flug auf 93,5 Meter mit der Rekordweite von 95,5 Metern und noch besseren Stilnoten konterte. Kein andere Springer konnte sich diesen beiden an die Fersen heften, nicht einmal Dieter Neuendorf, der zwar auf 92,5 Meter hinunterzog, aber in den Haltungsnoten weit hinter den Skandinaviern zurückblieb. Niemand ahnte, dass schon im 2. Durchgang der Kampf um Gold entschieden wurde. Kankkonen erreichte zwar die gleiche Weite wie Engan, aber dessen Flug war um vieles ästhetischer. Kein anderer schwebte so unvergleichlich ruhig in die Tiefe und setzte so unnachahmlich weich auf wie Engan.
Noch wartete man auf eine Steigerung im dritten Durchgang, aber dann schlug auf einmal das Wetter um; Windboen kamen auf und kündigten den Schnee an, der am Abend Innsbruck zum ersten Mal während der Zeit der Olympischen Spiele weiß überziehen sollte.
Torgeir Brandtzaeg erwischte im 3. Durchgang noch günstige Bedingungen, aber Engan mußte schon bei 73 Metern aufsetzen; Kankkonen stürzte beim Versuch, noch einmal alles aus seinem Sprung herauszuholen und weit hinunterzuziehen.
Toralf Engan gewann also die Goldmedaille im Springen von der Großschanze vor Kankkonen. Dritter wurde wieder Torgeir Brandtzaeg. Die Besten hatten ihr Können unter Beweis gestellt...
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