Soldatentraum

In einem Russendorfe zog ich nachts die Reiterstiefel aus und fiel in einen Traum und flog auf Kinderschuh‘n ins Elternhaus. Die Türen gingen auf und zu, von Kinderhänden leicht bewegt, als atmete in süßer Ruh das Haus, vom Leben frisch durchregt. Ich war in meines Vaters Haus von Dämmerung zu Dämmerung und lief im Spiel türein - türaus, an Blut und Gliedern knabenjung. Ich war daheim und ein war Kind, doch als das Feld sich kaum bereift, hat mir der kühle Morgenwind die Kinderschuhe abgestreift. Ich lag im Stroh, des Königs Mann, fremd, tot und öde war das Haus. Ich zog die Reiterstiefel an und ritt ins Morgenrot hinaus. Worte: Walter Flex Weise: Christian Haack a / E / a / E / d / a / E / a / Zum Vertoner des Gedichtes „Soldatentraum“, Christian Haack, ist nichts Greifbares zu finden. Walter Flex, geboren 1887 in Eisenach und gefallen am 1917 bei Peude (Insel Ösel) war Schriftsteller und Lyriker, der vor allem im ersten Weltkrieg bekannt wurde. Er verfaßte bereits als Schüler poetische und dramatische Texte (z. B. Die Bauernführer). Flex meldete sich 1914 als Kriegsfreiwilliger in Posen und diente im 3. Niederschlesischen Infanterie-Regiment Nr. 50. Im selben Jahr fiel sein jüngster Bruder Otto in der Marneschlacht. Im Oktober 1914 zog sein Regiment nach Lothringen. Zum Leutnant befördert, diente er seit Mai 1915 zumeist an der Ostfront, vor allem in Nordostpolen und im Baltikum. In diesem Zusammenhang lernte er den kriegsfreiwilligen Studenten der Theologie Ernst Wurche kennen. Der Tod Wurches während eines Patrouillengangs bei Simnen war für Flex ein einschneidendes Erlebnis. Der Versuch, dieses Trauma zu verarbeiten, fand seinen literarischen Niederschlag in der autobiografisch orientierten Erzählung „Der Wanderer zwischen beiden Welten“. Sie erschien im Oktober 1916 und wurde innerhalb kürzester Zeit zu einem sensationellen Erfolg. Das im Buch enthaltene Gedicht „Wildgänse rauschen durch die Nacht“ wurde bald mehrmals vertont und zu einem der bekanntesten deutschen Gedichte überhaupt. 1917 wurde Flex wegen seines literarischen Ruhms nach Berlin abkommandiert. Auf eigenen Wunsch wieder an die Ostfront versetzt, wurde Flex im Unternehmen Albion mit der Führung einer Kompanie Infanterie betraut. Dabei erlitt er während eines militärisch bedeutungslosen Scharmützels in der Nähe des Peudehofs eine Verwundung, der er einen Tag später im Lazarett von Peudehof erlag. Weiteres:
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